Was ist eigentlich diese 6-Jahre-Krise?
Die 6-Jahres-Krise ist eine furchtbar anstrengende Phase und kann im Alter zwischen 5 und 7 Jahren auftreten. Sie sollte nicht mit der Vorpubertät (8-10 Jahre) verwechselt werden, wobei meiner persönlichen Erfahrung nach die Abgrenzung vor allem durch das Alter des Kindes erfolgt. Die Verhaltensweisen von Pubertät, Vorpubertät und 6-Jahres-Krise sind wenn man Pech hat extrem ähnlich. Wie an den Zahlen zu erkennen ist, müssen wir alle hoffen, dass bei unseren Kindern keine übergangslose Metamorphose von einer Phase in die nächste stattfindet…
Spezifische Verhaltensweisen der 6-Jahres-Krise, die nicht nur bei uns zu Hause sondern auch bei anderen befreundeten Familien sehr häufig auftraten sind beispielsweise: Wutanfälle ungekannten Ausmaßes wegen irgendwelcher Kleinigkeiten, komplette Umstellung des Essverhaltens (was alles plötzlich „eklig“ ist), Türen zuknallen, seine Ruhe haben wollen, Diskussionen über Dinge, die vorher selbstverständlich waren, streben nach Autonomie mit zugleich neuer völliger Unselbständigkeit, trödeln, Unkonzentriertheit, Vergesslichkeit, alles peinlich finden, was die Eltern machen, nicht zuhören, mit dem Kopf durch die Wand wollen und einfach auf völlig stur schalten auch wenn etwas wirklich nicht zu ändern ist wie beispielsweise das Wetter… Dies und noch vieles mehr, wird Ihnen mit einem kleinen bisschen Pech auch ins Haus stehen. Aber Kopf hoch: Sie sind nicht allein! Etliche Eltern haben das schon durchgemacht und endlich ist diese Phase dabei einen Platz im öffentlichen Bewusstsein zu finden. Das heißt es wird neben den wenigen bereits vorhandenen auch neue Ratgeber geben. Wenn Sie jedoch bis dahin nicht warten möchten: auf diesem Blog wird es schon vorher die ein oder andere nette Geschichte oder den ein oder anderen Tipp geben.
Mögliche Auslöser der 6-Jahres-Krise:
Ein Grund wäre die neue Situation, in der sich das Kind befindet: der Übergang vom Kleinkind, über das Vorschulkind zum Schulkind, welcher viele Veränderungen mitbringt, die das Kind vor viele Herausforderungen stellen. Dazu kommen noch die körperlichen Veränderungen, die in diesem Lebensabschnitt für zusätzliche Unruhe sorgen: Zähne fallen aus, Arme und Beine werden länger, das Gesicht verändert sich etc. Die Kinder spüren all diese Veränderungen sehr deutlich, können sie aber nicht einordnen, was zu weiterer Unsicherheit führen kann. Und natürlich gibt es als dritte Komponente den üblichen Verdächtigen: das wachsende Bedürfnis nach Unabhängigkeit.
Nimmt man diese drei Unruhestifter (1. neue Situation, die zugleich mit mehr Anforderungen und Erwartungen der Eltern, Erzieher und co einhergeht, 2. Körperliche Veränderungen und 3. das wachsende Autonomiebedürfnis) zusammen, hat man ein explosives Pulverfass auf dem ein dann doch noch recht junges und unerfahrenes Kind sitzt. So gesehen ist es recht erstaunlich, dass erst vor wenigen Jahren aufgefallen ist, dass dieser Lebensabschnitt überhaupt Potenzial für eine benennenswerte Phase bietet. Aber besser spät als nie.
Und es kommen auch nicht alle Kinder in diese Krise, manche überstehen all diese Veränderungen auch bravourös ohne dass man es von außen merkt. Ich tröste mich damit, dass hoffentlich die Pubertät nicht so schlimm ausfallen wird, wenn sich unsere Große schon jetzt ordentlich die Hörner abstößt. Wenn nur dieses fiese kleine Stimmchen in meinem Hinterkopf nicht wäre, das leise aber beständig flüstert: „Wart´s ab, sie stößt sich die Hörner nicht ab – sie spitzt sie nur an, um dann erst richtig loszulegen. Denn bekanntlich macht erst Übung den Meister!“ Und immer wenn ich dieses Stimmchen höre werde ich entsetzlich nervös…