Der Weihnachtsbaum – eine (leider) wahre Geschichte
Eigentlich wollte ich ja Pause machen, aber die Geschichte unseres Weihnachtsbaums kann ich euch einfach nicht vorenthalten 😉 Auch auf die Gefahr hin, dass hinterher jeder weiß, dass es bei uns bisweilen zugeht wie im Zoo…
Es war einmal eine vierköpfige Familie, die wie jedes Jahr einen Weihnachtsbaum haben wollte. Dafür suchte sie einen Händler mit Bäumen aus der Region aus. Die verantwortungsvolle Aufgabe des Baumauswählens wurde erstmalig in die vertrauensvollen Hände von Papa und Kindern gelegt, damit der Platz im Auto auch für den Baum reichte. War das der erste Fehler? Man weiß es nicht…
Stolz kehrten die drei mit ihrer Beute nach Hause zurück. Sie verkündeten voller Aufregung: „Wir haben eine Blaufichte gekauft!“ „Nimmt man sonst nicht immer eine Nordmanntanne, weil die weniger nadelt?“ „Egal! Die Blaufichte ist soooo toll!“ Nichts weiter hinzuzufügen.
Es trug sich zu, dass zu der Zeit als diese Geschichte spielt ein bösartiges Virus grassierte, das einiges an Einschränkungen mit sich brachte. Also erklärte sich die gutherzige Mutter bereit, den Baum entgegen der Tradition ihrer Familie schon deutlich vor Weihnachten aufstellen und schmücken zu lassen. Das Netz wurde abgenommen, die ganze Pracht, Herrlichkeit und … „Aua, verdammt!“ Stachligkeit des Baumes wurde enthüllt!
Hier eine Zwischenbemerkung der Autorin: Kauft NIEMALS eine Blaufichte! Die Mistdinger sind so pieksig, die stechen durch Jeansstoff durch!!!!
Der Baum wurde mit Handschuhen aufgestellt, wie er (wegen der Kälte) auch mit Handschuhen ausgewählt wurde. Er wurde mit dünnen Handschuhen geschmückt, durch die er hindurchstach. Jeder unbedachte Schritt im Wohnzimmer wurde umgehend bestraft – aber immerhin rempelt zum ersten Mal nicht ständig jemand an den Baum…
Der Baum stand, Besinnlichkeit stellte sich ein, die durch die Geräusche leise fallender Nadeln auf Parkett noch untermalt wurde. Leise rieselt der Baum, still und starr ruht die Geduld im Traum… Lassen wir das, kauft einfach eine Nordmanntanne! Noch am ersten Abend wurde es zum Running-Gag zu wetten, ob Heiligabend noch Nadeln am Baum wären oder nicht (es war noch über eine Woche Zeit). Wer denkt, die Geschichte würde hier enden, kennt uns nicht gut genug 😉
Es kam der nächste Morgen, er begann mit einem Knall. Morgens, um 7:30 Uhr hechtete der baumverantwortliche Papa aus dem Bett. Wer errät es? Vielleicht war es ein Fehler, zum ersten Mal nicht ständig „Finger weg von dem Hebel! Egal, was passiert, du fasst den Hebel nicht an! Wovon lässt du die Finger weg?“ in Endlosschleife gesagt zu haben, wie all die Jahre zuvor… (das Kind ist siebeneinhalb, nicht drei!!!)
Nun ja, Nadeln und Scherben überall, ein völlig aufgelöstes Kind, das nun vermutlich wirklich begriffen hat, das es die Finger vom Schnellverschluss des Christbaumständers lassen soll… Schade war es nur um die von meinem Opa geerbte alte Christbaumspitze.
Also Handschuhe an, Baum wieder aufstellen, fegen. Geräusche fallender Nadeln ertragen, Besen neben dem Baum stehen lassen.
Nächster Tag: eine riesige Pfütze ist um den Ständer herum auf dem Parkett! Also Handschuhe an, Baum aus dem Ständer, lautes Geräusch vieler fallender Nadeln, Ständer weg, aufwischen, Zeitung drunter legen, Ständer an neue Stelle, damit das Holz trocknen kann, Baum rein, Aggressionen beim Geräusch der fallenden Nadeln bekommen aber der Besen steht zum Glück noch da…
Man sah inzwischen die ersten kahlen Astspitzen und es war noch eine Woche vor Weihnachten! Inzwischen waren wir uns einig, dass der Baum sofort rausfliegt, wenn der allererste Baum am Straßenrand steht!
Nächster Tag: Wer kommt drauf? Nasses Zeitungpapier… Könnt ihr schon mitsprechen? Handschuhe an, Baum raus, Nadeln fallen, aufwischen, Ständer an neue Stelle, neue Zeitung, Baum rein, Nadeln fallen, Besen, dezent darauf hinweisen, dass man sich gerade diverse deftige Ausdrücke verkneift. Unsere Selbstbeherrschung ist manchmal unglaublich 🙂
Danach haben wir ihn weniger gegossen und es blieb trocken. Wenn man täglich zum Besen gegriffen hat, wurden die Nadeln nicht im ganzen Haus verteilt, sondern nur im Wohn-Essbereich. (Der Satz „Erna, der Baum nadelt!“ wurde zum Standardspruch)
Weihnachten kam, er hatte noch Nadeln und bald wird er gehen. Ich war noch nie so froh, einen Weihnachtsbaum loszuwerden wie dieses Jahr – aber ich war auch noch nie so froh, ein Jahr loszuwerden… Es passt also und inzwischen lachen wir sehr viel über diesen Baum. Es war also eine unvergessliche Vorweihnachtszeit, die ich nicht unbedingt missen möchte!
Bleibt gesund und macht das Beste aus der aktuellen Situation – es könnte schlimmer kommen! Zum Beispiel in Form von zwei Blockflöten zu Weihnachten, aber das ist eine andere Geschichte (aber immerhin hört man dadurch die Nadeln nicht mehr fallen) 😉